29. März 2024

Chinas Interesse an Afghanistan

Chinas Interesse an Afghanistans Rohstoffreichtum ist für Europa eine gefährliche Entwicklung.

Das weltweit dramatische Nachfragewachstum und die unzureichenden zeitnahen Investitionen in neue Bergbauprojekte von kritischen Rohstoffen könnte das globale Angebot übertreffen. Es könnte zu einer globalen Preis-Bonanza führen, was bereits seit Ende 2020 zu konstatieren ist, und einen schnelleren Dekarbonisierungsprozess zur Eindämmung des Klimawandels infrage stellen. Eine chinesische Kontrolle der mineralreichen Lagerstätten in Afghanistan könnte Europas ohnehin problematische Abhängigkeit von Chinas Produktions- und Veredlungskapazitäten sowie seinen dominierten Liefer- und Wertschöpfungsketten von kritischen Rohstoffen weiter vergrößern. Es würde auch deutlich machen, dass die Versorgungssicherheitspolitik der EU bei kritischen Rohstoffen nicht erfolgreich wäre.

Im Gegensatz zu westlichen Unternehmen und Regierungen ist Chinas Politik viel langfristiger strategisch ausgerichtet und mit entsprechenden Strategien und Zielen seiner Rohstoffpolitik definiert. Dies schließt auch die strategische Kontrolle der wichtigsten Lieferketten für disruptive Technologien und damit verbundenen kritischen Rohstoffen mit ein. China ist auch bereit, Unternehmungen und weniger profitable FDI-Projekte (Foreign Direct Investment) zur Verbesserung seiner geoökonomischen Autarkie und Selbstversorgung zu verfolgen, die westlichen Unternehmen und Regierungen als politisch und finanziell zu riskant einstufen.

Die Industriestrategie „Made in China 2025“ von 2015 forderte chinesische Unternehmen bereits auf, sicherzustellen, dass bis 2025 70 Prozent der verwendeten Komponenten und Materialien im Inland bezogen werden sollen. Peking hat die strategische Kontrolle der Lieferketten für kritische Rohstoffe als Stärkung seiner langfristigen geopolitischen Einflussmöglichkeiten betrachtet. Im April 2020 hat Chinas Präsident Xi Jinping erklärt, er wolle die westliche Abhängigkeit der globalen Lieferketten von China weiter erhöhen und gleichzeitig gefordert, „mächtige Vergeltungs- und Abschreckungsfähigkeiten gegen Versorgungsblockaden durch ausländische Länder zu entwickeln.“ Im Dezember 2021 forderte schließlich Xi Jinping, Chinas Selbstversorgung mit wichtigen Rohstoffen, einschließlich Energie und Materialien, zu stärken und sich auf die sich verändernden internationalen Beziehungen als Teil der langfristigen Agenda des Landes und seiner „umfassenden Erhaltungsstrategie“ vorzubereiten.

Die Versorgungssicherheitspolitik der EU wird zudem auch weiterhin durch das Fehlen einer kohärenten supranationalen Befugnis der Europäischen Kommission bei der europäischen Rohstoffversorgung behindert. Zudem konkurriert sie mit China auf den globalen Rohstoffbergbaumärkten, wo ihre weltweite Wettbewerbsfähigkeit durch strenge Umweltvorschriften und -bedenken sowie mangelnde öffentliche Akzeptanz für einen erweiterten europäischen Bergbau behindert ist. Die EU-Versorgungssicherheit für kritische Rohstoffe droht noch abhängiger von China zu werden.

Quelle: ES & T Dr. Frank Umbach

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